FRANZ WARTNER: BUCHETWASSER
Wasserschleppende Bäckerlehrbuben mit je 20 Litern aus dem Mitterfelser „Gmoabrunnen” (in der heutigen Brunnengasse) - das war 1948 dem jungen Bürgermeister Albert Dietl ein geradezu willkommener „Aufhänger”: Mit diesem und ähnlichen Bildern in der Tasche, mit einer als „Notruf” deklarierten Denkschrift (für eine Landgemeinde damals etwas Außergewöhnliches), und „wohlversorgt” mit 5 Mark Tagegeld steuerte er unverdrossen die Landeshauptstadt an. Die „Besucher-Anmeldung” öffnete ihm die Türen zum Arbeitsministerium und Innenministerium, zu den Landesämtern für Wasserversorgung und für Feuerschutz, zum Landesarbeitsamt. Sein Verhandlungsgeschick und die Art eindringlicher, manchmal auch origineller Argumentation sicherten ihm rasch wohlwollende Beachtung des damals dringlichsten Mitterfelser Gemeindeproblems.
Wir Ältere kennen es in allen Phasen und für alle Ortsteile, auch für die landwirtschaftlichen Betriebe mit ihrem Viehbestand. Wenn die Hilmen immer seichter und leerer wurden (in Scheibelsgrub gab es 10 davon), weil es an Nachschub fehlte von den Dachrinnen und von der Gosse her, dann begann das Wasserfahren und Wassertragen: für die oberen Hartberger aus der „Irlschwemm”, die Eisenharter aus dem Aubachl, für die Hermannsberger aus dem unteren Weiher oder gar aus dem entfernten Kohlhamerweiher, für die Scheibelsgruber in letzter Not aus dem Perlbach. Die letzte Brunnenreserve gehörte für’s Haus. Da aber in Scheibelsgrub nicht jeder einen 24-Meter-Brunnen hatte mit drei sicheren „Flüssen”, wie der Christoph droben am Hang, musste man für die Küche das Wasser kruglweise vom „Hinterbrunn” heimtragen (diese einst so kostbare Quelle ist heute ganz verkommen). - Wer kann sich noch vorstellen, wie der Bachl Michl und seine Marie das Tränkwasser für’s Vieh im schweren Holzzuber die steile Stumhoferhöhe heraufgeschleppt haben, mehrmals am Tag. Oder wie Vater und ich bald zwei Monate lang mit dem Gespann zum Perlbach fuhren und nahe der Wolf-Wiese eimerweise das Wasser heraufholten und damit das Odlfass füllten - immer erst gegen Abend, wenn die Hitze nachgelassen, und die Bremsen dem Zugvieh nicht mehr gar so arg zusetzten. Für den Ochsen und die Einspannkuh war es schon schwer genug, die schwappende Last auf holprigem Waldweg und auf ungleich steiler Heufahrt mit ihren vielen „Ablässen” hinaufzuziehen. Zwei Stunden dauerte so eine Wasserfahrt.
Diese uralte Misere aus der Welt zu schaffen, und dies in einer Zeit, da man nach dem Krieg wieder aufzuschnaufen begann, war Dietl’s eisernes Ziel. Gegen das Wasser hatte niemand etwas, von wenigen, mit Brunnen gut versorgten Leuten abgesehen - aber wenn von Kosten die Rede war, wurde mancher „rebellisch”. „Den hätt’ sei’ Muatta hoaß badn solln”; oder: „A Zeitlang ei’gsperrt ghörat er, bis sei’ Hitz vofliagt!” - das sind verbürgte Sprüche von damals. Und dann das kategorische Nein eines konservativen Gemeinderats: „Dös stell ma zruck aaf ewige Zeitn!”
Es ist bei früheren Plänen nicht anders gewesen. ...... (Siehe vorheriger Artikel von Joseph Brettner!)
Für das nunmehrige Projekt riet der Wartner-Vater zur Nutzung der starken Bucheter Quellen. Eine Gutachterkommission des Landesamtes traf ein (die Kosten übernahm der „Wohltätigkeits-Theater-Verein”), „und an Pfarra hams aa no dabei!” konstatierte etwas ärgerlich ein Quellenbesitzer - weil sich’s mit „Hochwürden” nicht so leicht reden ließ in Geschäftssachen. 1949 lief dann alles nach Plan. Sechs Quellen wurden gefasst, das Wasser entsäuert und über 12 km zum Hochbehälter auf dem Buchberg geleitet. Von Großbonholz über Haselbach, Rogendorf, Mitterfels, Hinterbuchberg war alles angeschlossen, was am Wege lag, auch schon Scheibelsgrub. Die Außenbereiche bis Kreuzkirchen und Hartberg, bis Miething und Vorderbuchberg, folgten im nächsten Jahr.
Schneller als gedacht, wurde die Anlage zu klein. Mehr Häuser, mehr Anschlüsse, mehr Verbrauch - das alles zwang zu neuen Maßnahmen. Nicht weiter genutzt wurden die Wasserrechte an der Elisabethszeller Pfarrwiese. Eine Bohrung im Gschwendter Moos 1960 wurde bei 58 m Tiefe ergebnislos abgebrochen. Es kam 1962 zum Zusammenschluss von Hunderdorf, Mitterfels und Haselbach im Zweckverband. ...
Aus „Bilder erinnern”, 1983, Druckerei Stolz